MEINE ARBEIT
Alexander Seizov - 1957
Keine Ahnung warum - vielleicht ist es der blosse Ausdruck einer billigen Sentimentalitaet - aber ich fuehle mich von Dingen angezogen, die am Abgrund ihres Daseins stehen.
Ihrer urspruenglichen Funktion beraubt, warten sie still und geduldig auf jenen dramatischen Augenbilck, der vielleicht schon morgen zuschlaegt, sie ausloescht und bald vergessen macht.
Alte, aufgelassene Laeden, in Jahre gekommene, taub gewordene Gegensprechanlagen, drahtlose Telegrafenstangen, leere Haeuser, Autos im Dornroeschenschlaf. Der kaum wahrnehmbare Atem - eine Frage der Zeit, bis das Herz zu schlagen aufhoert.
Die Metamorphose der Vergaenglichkeit: der zum Knochen verwandelte Hund - vom Zug erfasst und im Schienenstrang jahrelang begraben, vom Regen, Wind, Schnee und Sonne aufgeloest. Heute unauffindbar - als ob es die Tragoedie dieses herumstreunenden Vierbeiners nie gegeben haette...
Die Melancholie dieser stillen und unauffaelligen Abschiede mit der Kamera einzufangen und sichtbar zu machen, ist mein Anliegen. Im Laufe der Jahre entstanden auf diese Weise zahlreiche Serien, die ich nun auf dieser website auszugsweise praesentiere.
Eine Sonderstellung nimmt dabei der "Friedhof der Namenlosen" ein.
In der Naehe von Wien, am Alberner Hafen gelegen, dient er als letzte Ruhestaette jenen anonym gebliebenen Menschen, die ihr Leben im Donaufluss verloren hatten.
In einer breit angelegten Dokumentation bemuehte ich mich in einem Zeitraum von fast zwanzig Jahren den Genius Loci dieser wahrlich merkwuerdigen Stelle in Bildern umzusetzen.
Im Jahre 2005 stieg die Donau aus ihren Ufern und ueberschwemmte den alten Teil dies Friedhofs. Wie seltsam. Begrabene Ertrunkene finden sich im Wasser wieder und ertrinken neuerlich - nicht umsonst hat der Tod in Wien eine stets offene Tuer.
Heute hat sich der einst Charakter des kleinen Friedhofs voellig veraendert. Der alte Teil samt seiner schoenen Baumlandschaft musste einem breit angelegten Lkw - Betonparkplatz weichen und auch der uebriggebliebene und einst so stille und bescheidene Teil der Anlage gleicht einem bunten Disneyland.
Zahlreiche Freiwillige uebernahmen die eher geschmacklose "Pflege" der einzelnen Graeber und zerstoerten so das ruhige Einheitsbild des Friedhofs.
Zurzeit arbeite ich an zwei umfangreichen Projekten: "Havanna" - diese Stadt kann ich aufgrund der derzeitigen Corona Situation momentan nicht aufsuchen und "Flugzeuge".
Meine im dokumentarischen Stil gehaltenen Digitalarbeiten breche ich regelmaessig mit klassischen Themen der Kunstfotografie. Inszenierte Stillleben und Portraets gehören ganauso zu meinen Portfolios, wie analoge SW-Landschaftsaufnahmen mittels einer Mittel - oder Grossformatkamera. Die Dunkelkammer suche ich dabei nur selten auf. Die von mir entwickelten Negative scanne ich ein und bearbeite weiter am Computer.
Digitale Bilder printe ich auf einem Epson-Pigmentdrucker.
Ich lebe und arbeite in Wien und in der tschechischen Republik.